Wir müssen über „Hurry Up Tomorrow“ reden – nicht über das bereits im Januar 2025 erschienene Musikalbum von The Weeknd, sondern den dazu gehörenden Film. Den hat der R&B-Sänger gemeinsam mit „Waves“-Regisseur Trey Edward Shults gemacht. Erst nur für Vorführungen am 14. Mai 2025 angekündigt, läuft er nun regulär in den Kinos. „Hurry Up Tomorrow“ ist ein Seelenstriptease, der von großen Teilen der Kritik verspottet wird. Für mich ist er aber trotz deutlicher Schwächen voller interessanter Gedanken und Momente.
Doch in diesem Artikel wollen wir uns auf die Deutung der Geschehnisse konzentrieren. Schließlich fragen sich viele, was zur Hölle denn das alles zu bedeuten hat und ob Jenna Ortegas Figur jetzt real ist. Zur Orientierung erst noch einmal kurz ein paar Worte zur Handlung.

Musiker Abel alias The Weeknd (spielt sich selbst) wird von Schlaflosigkeit und seinen bisherigen Handlungen geplagt, aber von seinem Manager und Jugendfreund Lee (Barry Keoghan) weiter angetrieben. Als er aber endgültig nicht mehr kann und ein Konzert abbricht, trifft er backstage Anima (Jenna Ortega). Die hat wortwörtlich alles hinter sich niedergebrannt, um zu dem Auftritt zu kommen … und zieht nun plötzlich gemeinsam mit ihrem Idol durch die Nacht und landet schließlich sogar mit ihm im Bett. Doch als der Musiker nächsten Morgen sein Groupie wieder verlassen will, kann sie das nicht zulassen. Sie schlägt ihn nieder, fesselt ihn und beginnt dann tanzend seine Songs zu analysieren...
Jenna Ortega zeigt TheWeeknd seine dunkle Seite
Wir machen es kurz und schmerzlos. Anima ist nicht real. Jenna Ortegas Figur ist eine zweite Seite des Musikers, die er zur Selbstbefreiung und Selbstreinigung nutzt. Es gibt dafür auch einen ganz deutlichen Hinweis. Sowohl Abel als auch Anima haben telefonischen Kontakt mit einer Frau. Er hört immer und immer wieder die Sprachnachrichten seiner Ex ab, die ihn aufgrund seines toxischen Verhaltens verlassen hat. Sie bekommt Anrufe ihrer Mutter, die entsetzt von ihren Taten ist. Beide Figuren werden von Riley Keough gesprochen, um zu unterstreichen, dass hier ein und dieselbe Person mit ihren vergangenen Sünden konfrontiert wird.
Dazu passt auch der sprechende Figurenname. In der analytischen Psychologie nach Carl Gustav Jung bezeichnet die „Anima“ das unbewusste weibliche Seelenbild im Mann – also genau jene innere Stimme, mit der sich Abel in seiner Identitätskrise konfrontiert sieht. Anima verkörpert somit seine verdrängten Emotionen und Schattenseiten, die er erkennen, durchleben und letztlich überwinden muss, um als neue Version seiner selbst wiedergeboren zu werden.
Als Abel mit gespreizten Armen gefesselt ist und Anima dabei zuschauen muss, wie sie zu seinen Songs tanzt und ihm diese erklärt, erinnert das sicher nicht zufällig an Szenen in Exorzismus-Filmen. „Hurry Up Tomorrow“ ist für den Künstler eine Art Exorzismus, mit dem er sich davon befreit, was er bislang falsch gemacht hat. Die Austreibung der alten Sünden als Startschuss für ein neues, anderes Leben, für die bereits im vorherigen Absatz angesprochene Wiedergeburt.
Mit "Hurry Up Tomorrow" wird aus The Weeknd wieder Abel
Dass jetzt ein Neuanfang ist, hat der Künstler bereits öffentlich deutlich gemacht. Er wird fortan nicht mehr als The Weeknd auftreten, gab er parallel zum Kinostart von „Hurry Up Tomorrow“ bekannt. Ab sofort ist er nur noch (und damit wieder) Abel Tesfaye. Aber auch der Film selbst macht das deutlich – unter anderem mit seiner brutalsten Szene.
Als Lee den Musiker befreien will, bricht ein wilder Kampf mit Anima aus. Am Ende wird der Manager dabei brutal getötet – und damit auch Abel von dessen Einfluss befreit. Lee steht nicht für eine bestimmte reale Person, sondern symbolisiert allgemein die notwendigen Veränderungen, um ein neues, besseres Umfeld zu erschaffen. Das machen die finalen Szenen des Films deutlich – gerade im Vergleich zum Auftakt.
Die Backstage-Szenen zu Beginn und am Ende sagen alles!
Zu Beginn von „Hurry Up Tomorrow“ sehen wir TheWeeknd backstage. Es herrscht eine unangenehme, kalte Stimmung. Niemand interagiert wirklich mit dem Musiker – außer Lee. Der putscht ihn mit Männlichkeitsritualen auf. Es geht um Muskeln, um Kraft und natürlich auch Drogen, zu denen der jegliche Distanz vermissen lassende Manager seinen „Schützling“ immer wieder verführt. Maximale Anspannung wird aufgebaut und begleitet den Musiker dann auch auf seinem Weg auf die Bühne, der inszeniert ist, wie der Gang eines Boxers in den Ring.
Am Ende des Films sehen wir Abel erneut backstage und es herrscht ein ganz anderes Klima. Es schwirren Leute umher, darunter auch plötzlich zahlreiche Frauen, die offensichtlich beste Laune haben. Es herrscht Lockerheit, Vorfreude auf das anstehende Konzert. Von Drogen ist keine Spur mehr. Es vermittelt, dass Abel seine Musik wieder genießen kann.
Mit Jenna Ortega ist leise, still und heimlich gerade übrigens auch ein neuer Film im Heimkino erschienen. Mehr dazu gibt es im folgenden Artikel:
Jenna Ortega verliebt sich in ihren "Wednesday"-Co-Star: Deutscher Trailer zu "Winter Spring Summer Or Fall"