Robert De Niro gilt als einer der größten und einflussreichsten Schauspieler seiner Generation. Zu diesem Ruf verhalfen ihm bahnbrechende Leistungen in Klassikern wie „Taxi Driver“ (1976) oder „Es war einmal in Amerika“ (1984). Doch seine enorme Bekanntheit wurde mitunter auch zur Hürde. Denn sie verhinderte sogar eine mögliche Zusammenarbeit mit einem der bedeutendsten Regisseure der Filmgeschichte: Stanley Kubrick.
Kubrick war ein legendärer US-Regisseur, der für Werke wie „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968), oder „Uhrwerk Orange“ (1971) berühmt ist. Er galt als akribischer Perfektionist, der nur wenige Filme drehte – diese jedoch mit maximalem Anspruch. Seine Werke sind oft düster, technisch brillant und von tiefgreifender Nachdenklichkeit. Bis zu seinem Tod im Jahr 1999 schuf er stilprägende Produktionen, die bis heute als cineastische Meilensteine gelten.
Für seinen Antikriegsfilm „Full Metal Jacket“ (1987) war tatsächlich auch Robert De Niro im Gespräch – und zwar für die Rolle des gnadenlosen Ausbilders Gunnery Sergeant Hartman. Diese Figur wurde später unvergesslich von R. Lee Ermey („Sieben“) verkörpert, der vor seiner Schauspielkarriere selbst als Drill Instructor beim US-Militär tätig war.
„Full Metal Jacket“ basiert auf dem Roman „Höllenfeuer“ von Gustav Hasford. Der Film schildert die psychische und physische Zerstörung junger Männer im Vietnamkrieg. Kubrick teilt die Handlung in zwei kontrastreiche Hälften: Zunächst erleben wir die Rekruten während ihrer brutalen Grundausbildung unter Hartmans Kommando. Im zweiten Teil folgt der Kriegseinsatz in Vietnam – eine Welt des Wahnsinns, geprägt von Zynismus, Gewalt und innerer Leere.
Falls ihr den Film noch nicht kennt, solltet ihr ihn nachholen – nicht zuletzt, weil er laut den deutschen Zuschauer*innen zu den besten Kriegsfilme aller Zeiten zählt. Ihr könnt „Full Metal Jacket“ ohne Zusatzkosten bei WOW* streamen. Achtung: Im weiteren Verlauf dieses Artikels wird gespoilert.
Authentizität statt Starpower
Doch warum kam es nicht zu dieser Zusammenarbeit zwischen De Niro und Kubrick? Nicht etwa wegen mangelnden Talents – im Gegenteil. Kubrick äußerte gegenüber Co-Autor Michael Herr (via FarOutMagazine), dass er für die Rolle des Hartman verschiedene Schauspieler erwogen habe. Darunter auch De Niro. Letztlich verwarf er jedoch die Idee, weil er befürchtete, das Publikum würde sich betrogen fühlen, wenn der Star bereits nach einer Stunde aus dem Film verschwindet.
Der erste Teil von „Full Metal Jacket“ endet nämlich mit einer zutiefst verstörenden Szene: In der Nacht sitzt der geistig gebrochene Private Pyle (Vincent D’Onofrio) mit leerem Blick und scharfer Waffe auf der Toilette. Ursprünglich sanft, unbeholfen und gutmütig, wurde er durch Hartmans gnadenlosen Drill vollkommen entmenschlicht. Als dieser auftaucht und ihn zur Rede stellt, erschießt ihn Pyle – und richtet die Waffe anschließend gegen sich selbst.
Dieser schockierende Moment markiert das Ende der Ausbildung und den Übergang zum eigentlichen Kriegsgeschehen. Kubricks Sorge, dass die Zuschauer weniger von der Gewalt des Krieges als vom frühen Filmtod eines Weltstars erschüttert wären, ist nachvollziehbar. Schließlich wollte er nicht mit Effekten, sondern mit der psychischen Grausamkeit der Realität schockieren – eindrücklich, aber ohne Ablenkung durch Prominenz.

Auch andere Schauspieler wie Ed Harris („Apollo 13“) standen zur Debatte, lehnten aber ab. So fiel die Wahl schließlich auf den damals kaum bekannten R. Lee Ermey. Mit erschütternder Authentizität und militärischer Präzision formte er Gunnery Sergeant Hartman zu einer der eindrucksvollsten Figuren der Filmgeschichte. Aus der Absage De Niros wurde am Ende ein unvergesslicher Triumph für das Kino.
Geschadet hat es De Niro auch nicht, dass er die Rolle nicht bekommen hat. Auch wenn sein Stern heute nicht mehr ganz so hell leuchtet, zählt er nach wie vor zu den größten Schauspielern seiner Generation – mit einer treuen Fangemeinde bis heute. Einer seiner Bewunderer ist niemand Geringeres als Quentin Tarantino. Was der Kultregisseur über De Niros Schauspieltalent denkt, erfahrt ihr im folgenden FILMSTARTS-Artikel:
"Ich denke, er ist der beste Schauspieler der Welt": Diese Kino-Legende ist für Quentin Tarantino die absolute Nummer 1!*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.