Neu im Heimkino: Dieser brandaktuelle Film ist Gegenwarts-Western, Paranoia-Thriller und Polit-Reißer auf einen Schlag!
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

Er war Teil des Oscar-Rennens, ist für sechs Deutsche Filmpreise nominiert und vereint in fesselnd komponierten Bildern mehrere Genres: Seit dieser Woche ist der brandaktuelle Thriller „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ im Heimkino erhältlich.

In Cannes wurde „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ vielfach ausgezeichnet: Unter anderem gewann die filmische Verschmelzung aus Familiendrama, Paranoia-Thriller, hochaktuellem Politkommentar und Gegenwarts-Western den Sonderpreis der Jury und den FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik. Außerdem gab es für den Film des gefeierten, sich gegen das iranische System stemmenden Regisseurs Mohammad Rasoulof drei Nominierungen beim Europäischen Filmpreis sowie eine Oscar-Nominierung in der Sparte „Bester internationaler Film“.

Auch beim Deutschen Filmpreis hatte „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ eine große Präsenz – und jetzt könnt ihr euch den international umjubelten, intensiven Thriller jederzeit in euren eigenen vier Wänden anschauen: Seit dieser Woche ist „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ auf DVD und Blu-ray im Heimkino erhältlich.

Sowohl die DVD als auch die Blu-ray der internationalen Koproduktion enthalten als Bonusmaterial ein Q&A mit Rasoulof. Alternativ lässt sich „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ auf zahlreichen Plattformen als VOD beziehen, etwa bei Amazon Prime Video*.

Darum geht es in "Die Saat des heiligen Feigenbaums"

Familienvater Iman (Misagh Zareh) wurde zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran befördert. Parallel dazu bricht eine energische Protestwelle über das Land herein, gegen die brutal durchgegriffen wird. Anfangs zögert Iman, sich mit vollem Eifer auf die erbarmungslose Seite seiner Arbeitgeber zu stellen. Doch nach und nach übernimmt er dessen Sicht auf die unruhige Lage im Iran.

Somit bringt er seine Familie aus dem Gleichgewicht: Seine Töchter Rezvan (Mahsa Rostami) und Sana (Setareh Maleki) sind schon länger auf der Seite des Widerstands und lassen sich immer schwerer zum Schweigen besänftigen. Und Imans Frau Najmeh (Soheila Golestani) versucht immer verzweifelter, die Familie zusammenzuhalten. Als eines Abends Imans Dienstwaffe verschwindet, verdächtigt der strenggläubige und den Zorn seiner Vorgesetzten fürchtende Vater seine Familie...

Wagemutig, fesselnd und stilvoll inszeniert

Der Dreh dieses politkritischen Films über eine Familie, die durch sich unaufhörlich verbreitendes Misstrauen und die herrischen Vorstellungen einer drakonischen Politik zerrissen wird, musste im Geheimen stattfinden. Noch vor Fertigstellung des Films verdichteten sich die Indizien, dass man den systemkritischen Regisseur erneut ins Gefängnis stecken wird. Also floh er in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in seine Wahl-Exilheimat Hamburg. Mehr über diese Hintergründe und sein großes emotionales Dilemma („Im Iran vermisse ich die Freiheit, und in Freiheit vermisse ich mein Heimatland“) hat Mohammad Rasoulof im FILMSTARTS-Interview verraten:

"Ich habe mich klar für diesen Weg entschieden – auch wenn das bedeutet, vom Regime verfolgt zu werden": Das FILMSTARTS-Interview mit „Die Saat des heiligen Feigenbaums“-Regisseur Mohammad Rasoulof

So eindrucksvoll die Entstehungsgeschichte von „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ und sein Bezug zu brandaktuellen Themen ist: Der Film spricht dessen ungeachtet auch für sich stehend eine starke, eindringliche Sprache. Sowohl verbal, in Form der verhärteten Fronten innerhalb der zerbrechenden Familieneinheit, als auch bildästhetisch.

Denn in seiner über 160-minütigen Laufzeit gleitet „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ vom unmittelbar aus dem explosiven iranischen Alltag gegriffenen Alltagskino zu metaphorisch überhöhter, kühn-kühler Bildsprache. Ebenso geht er von adrenalingeladenen, dynamisch gefilmten Action-Thriller-Augenblicken hin zu Sequenzen, die aus einem Slasher oder einem kontemporären Western stammen könnten.

Besonders fesselnd ist etwa eine Passage, in der Iman nervös Auto fährt und sich zunehmend in die Angst hineinsteigert, dass politische Feinde ihm auf den Fersen sind – woraufhin dank Rasoulofs Inszenierung, Pooyan Aghababaeis punktgenauer Bildsprache und der Genremaßstäbe durchschauenden Leistung von „Der Goldene Handschuh“-Filmeditor Andrew Bird hinter ihm schleichende Autos und vorbeisausende Motorräder eine immens furchteinflößende Wirkung entwickeln.

Einen weiteren kühnen Genremix mit starken Bildern haben wir euch übrigens kürzlich als Heimkino-Tipp vorgestellt:

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